Tarifvertrag für Pflegekräfte scheitert an der Caritas
Vergangenen Donnerstag blockierte die komplette Arbeitgeberseite in der arbeitsrechtlichen Kommission der Caritas das Vorhaben, einen Tarifvertrag in der Altenpflege zu installieren.
Der Vertrag hätte für mehr als eine Million Beschäftigte – viele werden unter Mindestlohn bezahlt - verbindliche Löhne vorgesehen. Mit der Weigerung der Caritas dürfte das Projekt Tariflohn in der Altenpflege erst mal für lange Zeit vom Tisch sein. Das notwendige Quorum an Beschäftigten, die vom Tarifvertrag abgedeckt werden, ist ohne die 160.000 Angestellten der Caritas nicht mehr zu erreichen. Der Tarifvertrag hätte für nicht wenige Beschäftigte in der Altenpflege Lohnsteigerungen bis zu 25 Prozent bedeutet. Gerade die privaten Anbieter, die wie Pilze aus dem Boden schießen und oft nur den Pflegemindestlohn zahlen, hätten ihre Beschäftigten deutlich besser honorieren müssen.
Die Weigerung von Caritas ist zum Nachteil einer ganzen Berufsgruppe. Es wird immer gefordert, man müsse die Pflege aufwerten und besser bezahlen. Pflegeberufe sind in der Gesellschaft am höchsten angesehen und jeder bedauert die Hungerlöhne, die in der Pflege bezahlt werden. Kaum eine Talkschau vergeht, ohne dass sich Altparteien, Kirchen und Pflegedienste nicht einig sind und mit dem Finger auf andere zeigen. Diese Lippenbekenntnisse und Aufmunterungen sind nicht das Papier wert, auf dem sie stehen. Pflegekräfte können sich davon nichts kaufen oder die steigenden Energiekosten zahlen. Und wenn es darauf ankommt, lässt sie die Caritas im Regen stehen. Die Verweigerung des Tarifvertrages trifft die Beschäftigten enorm und legt Axt an ihre wirtschaftliche Existenz. Caritas – das heißt übersetzt Nächstenliebe aber diese vermissen wir beim katholische Wohlfahrtsverband, der sonst immer an die Moral und den Anstand anderer appelliert. Getreu dem biblischen Motto Wasser predigen, aber Wein aus Schläuchen saufen, entlarvt sich der nächste Pharisäer.
Der allgemeinverbindliche Tarifvertrag hätte ein „Meilenstein“ auf dem Weg zu einem Ende des Fachkräftemangels in der Altenpflege sein können.
Die rund 1,2 Millionen Beschäftigten in der Branche sind nun die Leittragenden.