Gemäß einer EU Richtlinie soll auch in Deutschland der Beruf der Hebamme ab 2020 akademisiert werden. Ist das die Lösung für zahlreiche Probleme, die aktuell die Geburtshilfe in eine Krise versetzen?
Prinzipiell ist ein Studium kein Manko, es bleibt zu bezweifeln, dass der Beruf damit attraktiver wird. Es gab und gibt in Deutschland keine Vorgabe wie viele Hebammen auf einer Geburtsstation notwendig sind, um die beste Betreuung einer werdenden Mutter zu gewährleisten.
Teilweise muss eine Geburtshelferin fünf Frauen gleichzeitig in der Klinik versorgen, eine Katastrophe.
Laut Hebammenverband betreut eine Hebamme in den europäischen Nachbarländern 30 bis maximal 40 Geburten im Jahr. Hier sind es durchschnittlich 90 Geburten und in einigen Fällen sogar 160 Entbindungen jährlich. Zudem schließen zahlreiche Geburtsstationen in Kliniken (1991 mit 1186 Kliniken und 2017 mit 672 Kliniken).
Es darf in dem Zusammenhang nicht vergessen werden, dass es in Deutschland eine viel zu große Zahl an Kaiserschnitten gibt (ca. 30 % aller Entbindungen), die durch eine zeitlich entspannte Betreuung der Schwangeren im Kreißsaal zu senken wäre.
Etliche Kaiserschnitte sind medizinisch nicht geboten und für viele Mütter im Nachhinein ein tiefgreifendes Negativerlebnis mit physischen wie psychischen Folgen. Mittlerweile können und wollen viele Hebammen diesen Druck nicht mehr verantworten und haben sich aus dem Job komplett zurückgezogen, oder bieten nur noch die Leistungen der Geburtsvorbereitung (medizinische Betreuung, Kurse, Akupunktur) sowie Nachsorge (Rückbildung, Stillberatung etc.) an. Zwar ist die Zahl der Hebammen von 2007 bis 2017 gestiegen von 9947 auf 11233, allerdings hat ebenfalls die Geburtenrate zugenommen. 785.000 Babys wurden im Jahr 2017 in Deutschland zur Welt gebracht, das sind immerhin 100.000 mehr als zehn Jahre zuvor. Ein weiterer riesiger Abschreckungsfaktor (für diesen ohnehin extrem anspruchsvollen Beruf) stellt die Haftpflichtversicherung für jede, aktiv in der Geburtshilfe tätige Hebamme dar.
Ab 01.07.2019 liegt dieser bei 8.664,- € pro Jahr und steigt stetig weiter an.
Nun wurde vor 3 Jahren der sogenannte Sicherstellungszuschlag eingeführt, welcher bedeutet, dass die Krankenkassen einen Teil der Haftpflichtversicherung übernehmen, jedoch müssen die Hebammen in Vorkasse gehen und Monate auf die Erstattung warten, welche nicht vollumfänglich ist. Die aktuelle Situation um den Berufsstand verlangt von einer Schwangeren frühe Initiative. Empfehlungen nach, sollte man noch vor der zwölften Schwangerschaftswoche eine Hebamme finden.
Eine Geburtshelferin im Interview gab an, ihre eigene Schwangerschaft so geplant zu haben, dass sie nicht während der Sommerferien bzw. Weihnachtsferien entbinden musste, da hier wegen Urlaubszeiten ungewiss sei, ob sie als werdende Mutter ausreichend Betreuung erfahren würde.
Allein die Überlegung einer Frau ihre eigene Schwangerschaft danach zu „planen“ wie gut die Betreuung durch eine Hebamme ist, zeigt wie schlimm die Zustände sind.
Wir als AfD fordern daher in einem aktuellen Antrag:
- Geburtsstationen sollen in Bedarfsräumen geöffnet nicht geschlossen werden
- Maximal 40 Autominuten bis zur nächsten Entbindungsstation sind tolerabel
- Werdende Mütter brauchen während der Geburt eine Eins-zu-Eins-Betreuung
- Es bedarf einer besseren Lösung für die Haftpflichtversicherung der Hebammen
- Kaiserschnittrate senken (im Fall eines übereilten und nicht medizinisch notwendigen Eingriffs)
Die AfD fordert daher als eine das Leben und die Familie bejahende Partei, die sich direkt an den Bürgern orientiert: Wir müssen neuem Leben ernsthaft zum Leben verhelfen und das funktioniert nur, indem wir die Zustände für Mütter wie Hebammen verbessern.
Anne Charlotte Samland