Der Fall Naidoo ist eine Nagelprobe für unsere freiheitlich demokratische Grundordnung. Er offenbart aber auch wie Schönwetterdemokraten unsere Verfassung sehen.
Vordergründig betonen in der heutigen Ausgabe des Mannheimer Morgens alle Vertreter des demokratischen Spektrums, den Vorrang der Kunstfreiheit und stellen klar, dass rechtlich einem Auftritt Naidoos nicht beizukommen ist.Hintergründig zeigen aber die Vertreter von SPD, Grünen ihr wahres Gesicht. Sie unterstützen den sich formierenden Widerstand unter dem Motto „Keine SAP Bühne für Feinde der Demokratie“. Unterstützung bekommen sie im Leitkommentar des Mannheimer Morgens. „Der Widerstand sei nicht zwecklos“ schreibt dort Jörg Peter Klotz. „Er sei richtig und wichtig, konsequent kontra zu geben“. Die „Mehrheitsgesellschaft sollte diese Chance ergreifen um klarzustellen….“, denn „wir reden (bei Naidoo und seinen Anhängern) letztendlich von einer winzigen Minderheit.“ Abgesehen davon, dass wir nicht von einer „ winzigen Minderheit“ reden, entlarvt die Gegenüberstellung :große Mehrheit und winzige Gegenmeinung die Denkweise modernen Linken. Einst war für sie „die Freiheit mal die Freiheit der Andersdenkenden“. Von diesem Grundsatz ist nichts mehr übrig. Im Corona Jahr entscheidet die Mehrheit was Meinung sein darf und verhindert beziehungswiese verbietet alles Abweichende, indem eine Widerstandswalze der Mehrheit alles plattmacht was sich in den Weg stellt. Das Recht des Stärkeren verdrängt das Recht unserer Verfassung. Unangepasste Meinungen werden schlichtweg als Verschwörungstheorien, Geschwurbel, Hetze oder schlicht und ergreifend rechtsradikal abgestempelt.
Nicht der, der eine kritische Meinung äußert oder queer denkt spaltet die Gesellschaft. Wer andere Meinungen abtut, verhindert oder gar verbieten will, wer deren Vertreter zur Disziplinierung der Massen gesellschaftlich ausgegrenzt und wirtschaftlich ruiniert, der schafft ein Schwarz Weiss denken, das keine Schattierungen erlaubt. Wer so handelt treibt den Spaltpilz tiefer in die Gesellschaft und strebt ein „ einig Volk von Brüdern“ mit Einheitsmeinung an. Unverhohlener kann man unsere Diskussionskultur nicht ablehnen. Die ganze Angelegenheit mutet wie ein Rückfall in düstere Zeiten an. Bereits im Mittelalter wurde Barden und Spielleute, die den Mächtigen nicht genehme Texte verfassten und spielten ausgepeitscht und verbrannt. Niemand möchte die heilige Inquisition zurück, auch wenn sie diesmal sich vielleicht anders schimpft.